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Gugeldichte ... 2013

Vor langer Zeit schrieb Konrad Lischka in SPIEGEL Netzwelt:

Googles Ergänzungsalgorithmus kann richtig gut Deutsch. Er schreibt unter manche Suchanfragen lakonische Drei- oder Vierzeiler über die Liebe, Beziehungen, Gott, Selbsterkenntnis und manchmal auch über Suppe. Die Vorschläge variiert Google oft, bei jedem Nutzer erscheinen geringfügig veränderte Vorschläge.

Drei- oder Vierzeiler, auch mal weniger, bei den sich mir die Frage stellt. Dichtet da jemand? Und falls ja: Wer?

Sind es wir Benutzer mit unseren – oft profanen, gewitzten, dämlichen, atavistischen, trendigen – Anfragen, aus denen Google sich zurechtdenkt, was es uns aufgewärmt vorsetzt?

Manche würden sagen:

google schreibt selber

Womit sich die Suchmaschine vielleicht als Überform der KI, als Kreative Intelligenz outet – auch wenn ich glaube, dass es nicht so ganz klappt ohne wirkliche Persönlichkeit …

google as a poet

Als ich genauer nachgefragt habe, sagt …

google über gedichte

Das ist ein bisschen desillusionierend. Für mich als Lyriker. Und ich finde, dass Google selbst daran schuld ist: Mehr als vier Zeilen fallen der Kerlin (Suchmaschinen sind weiblich! Und hier kommt mir kein Genderstern hin!) ja nie ein. Vielleicht eine Form der künstlerischen Selbstbeschränkung … ?

Andererseits sind die eigenen Ansprüche auch im Cyberspace hoch, wenn man sich anschaut, über welch große Themen Google nachdenkt.

what google, the selfless author, wants to write about

Vielleicht steckt also doch eine Persönlichkeit dahinter? Die tieferen Bedürfnisse von Google geben einen kleinen Einblick:

bedürfnisse

Was ich gar nicht gebrauchen kann: Das große G als Über-G! Google ist weder mein g… noch g… Zugegeben: Ich habe auf G einmal nach meinen g’s gesucht. Einmal! Bitte!

der dichter und sein g

Wir Dichter (und da mag eine Suchmaschine nun dazugehören oder nicht) haben letztlich alle ein Ziel. Wir wollen berührende und besondere Gedichte schreiben:

we write poems that are

Aber so sehr man sich auch anstrengt, die breite Bevökerung ignoriert uns Lyriker ja meistens. Was man so an Allgemeinplätzen und Schmähungen zu hören bekommt als …

mehrheitsmeinung

Doch zurück zur Frage, wer denn die Gugeldichte dichtet: Natürlich letzlich ich – derjenige, der eine Suchmaschine über die passende Eingabe im Suchfeld erst zur algorithmischen Kreativität animiert. Also durch die Auswahl meines Suchbegriffs.

Und weil ich entscheide, welche Ergebnisse ich spannend finde und zum Gedicht erkläre. (Ja, eine schlichte Erklärung reicht! Ich sage, es sei ein Gedicht: Und schon isses eins!)

Und vor allem bin ich der Titel-Chef, denn die Titel spuckt nicht Google aus: Das macht die Mindmachine in meinem Kopf (eine spezielle Unterform einer Suchmaschine: Die Titelsuchmaschine).

Und ein gutes Gedicht (und ein gutes Gugeldicht) ist es erst, wenn der Titel mit spricht/kommentiert/konterkariert.

Zum Schluss bleiben Fragen – „Den Vorhang zu und alle Fragen offen!“, um den, der zitiert hat, und den, der damit zitiert wurde, in Einem zu zitieren – nach dem Woher und Washinter …

wo kommen die worte her?

Aus der Entstehungszeit existiert noch ein Blogbeitrag über Gugeldichte.

Da die Screenshots ein bisschen lang sind, ich sie aber nicht kürzen wollte, um die ursprüngliche Optik zu wahren, liest man auf Smartphones möglicherweise besser im Querformat.

Ganz sicher dürften Gugeldichte auch Bingdichte heißen, aber das klingt nicht nur langweiliger, sondern a) auch ein bisschen zu chinesisch und b) zu sehr nach „Dinggedicht“ – und wer möchte sich schon selbst zu sehr in die Nähe von Rilke rücken … obwohl natürlich wenig einem „Dinggedicht“ so nahe kommt wie ein Gedicht,  das von einem Ding stammt – egal ob dieses Ding auf den Namen Google oder Bing hört.

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